Der Mensch unterscheide sich von den Tieren durch „Scham und Recht“ – so sah es Hesiod schon im 7. Jh. v. Chr. Auch in der Bibel ist beides miteinander verknüpft, erscheint die Scham doch ausdrücklich erst nach einem Rechts-Verstoß: Adam und Eva „schämten sich“, nachdem sie vom verbotenen Baum der Erkenntnis gegessen hatten. In der langen Tradition dieser Geschichte vom ‚Sündenfall‘ wurde das Essen der Früchte und die damit verbundene Scham vielfach als Reflexion der Sexualität gedeutet. Doch das Empfinden von Scham umgreift weit mehr als allein die körperliche Intimität.
Unser für das 10. Symposium gewähltes Thema „Scham im Film“ wollen wir daher nicht nur (aber durchaus auch) mit Blick auf die im ersten Moment mit „Scham“ meist assoziierte Sexualität diskutieren, sondern auch Formen von sozialer Ausgrenzung, gestörter Selbstwahrnehmung und Schuldgefühle beleuchten. Dazu gehört schließlich auch die politische Dimension von individueller wie kollektiver Scham, etwa angesichts von Verbrechen in Diktaturen wie der des Naziregimes. In der Diskussion „Brauchen wir Bilderverbote im Fernsehen?“ wird es um die Frage gehen, ob es (Scham?)Grenzen für das gibt, was gezeigt werden darf.
Wie jedes Jahr beleuchten wir damit verschiedene Aspekte unseres Tagungsthemas. Die Vorträge, die wir hören, und die Filme, die wir diskutieren, sind aufeinander bezogen, sodass wir uns das Thema sowohl filmisch als auch durch wissenschaftlichen Input Stück für Stück erschließen können.