2014/15

Preise für „Antihelden“ vergeben

Beim Branchentreff von TOP: Talente und BAVARIA Film während der Berlinale wurden am 9. Februar 2015 auch die Preise für den gemeinsamen Ideen-Wettbewerb zum Thema „Antihelden“ vergeben. Der 1. Preis mit einer Fördersumme von 2.500 € ging an Axel Melzener und Alexander Frank für „Mainhattan“, den 2. Preis (1.500 €) erhielten Katharina Bischof und Johanna Thalmann für „Die Zerlegerin“, und der 3. Preis (1.000 €) ging an Christian Krüger und Manuel Scheidegger für „TXL – Black Box Berlin“.

An dem Ideenwettbewerb haben 251 Autorinnen und Autoren teilgenommen und 197 Manuskripte eingereicht. Lektorat und Jury wählten davon zehn Manuskripte aus, deren Verfasser als Nominierte nach Berlin zu einem Kolloquium eingeladen waren. Die Mitglieder der Jury waren Marcus Ammon (Senior Vice President Film, Sky Deutschland Fernsehen GmbH & Co. KG), Carolin Haasis (Redakteurin, ARD Degeto Film), Dr. Almuth Hammer (Jury-Vorsitzende; Bavaria Fernsehproduktion, München; Vorstandsmitglied TOP: Talente e.V.), Barbara Schardt (Produzentin und Medienberaterin, München) und Marc O. Seng (Autor, Berlin). Die Preisverleihung erfolgte im Anschluss an den Branchentreff in der Vertretung des Freistaates Bayern beim Bund mit dem Thema „Showrunner und Antihelden – Was braucht die deutsche Serie zum Internationalen Erfolg?“

Begründung der Jury

Der 1. Platz geht an Axel Melzener und Alexander Frank für

„Mainhattan“

Den Erzählanlass der Serie bildet das Bild eines von einem Hochhaus in Frankfurt am Main herabspingenden Bankers, eine Szene, die sich zu Beginn jeder Folge aus einem neuen Blickwinkel betrachtet wiederholt. Um die Abwesenheit dieser Figur des Bankers herum entwickelt sich die Milieustudie in der Welt der Banken, der Städteplaner, der Drogenkuriere und –konsumenten und der Eskort-Girls, die uns fremd und doch nahbar erscheint. Jede Figur ist hier ein Antiheld, die Brüche im Lebenslauf und die Brüchigkeit der Existenz ist Programm. Sehr gut gefallen hat uns die Vielschichtigkeit und Komplexität der Figuren, die Heutigkeit der Themen, die miteinander verwoben werden, und wie die große Welt hier in Einzelschicksalen erzählt wird. Auch diese Geschichte ist eine sehr deutsche Geschichte, die mit der Bankenkrise ein europäisches Thema in den Blick nimmt – und damit überdies in einer Metropole – Frankfurt am Main – spielt, die bislang im deutschen Fernsehen unterrepräsentiert ist und auch insofern einiges zu bieten hat.

Der 2. Platz geht an Katharina Bischof und Johanna Thalmann für

„Die Zerlegerin“

„Die Zerlegerin“ erzählt eine klassische Rachegeschichte in einem bislang nicht gesehenen Milieu und im ebensowenig gezeigten Niemandsland der deutsch-tschechischen Grenze, einem Un-Ort, wo man „nicht tot überm Zaun hängen möchte“. Sehr existentialistisch und hart wird hier erzählt, radikal, blutig und düster, zugleich visuell spannend, auch weil zu sehen ist, wie sehr der eiserne Vorhang immer noch prägt. Wir haben es mit echten Antihelden zu tun, und bemerkenswerterweise ist hier die Protagonistin eine Frau, die ihren Rachefeldzug startet und sukzessive selbst durch ihre erlangte Macht verführt wird. Mit den Settings der Großschlachterei, der Bordelle und des Drogenhandels nimmt „Die Zerlegerin“ das Thema Ausbeutung gleich mehrfach in den Blick. So ist die Serie sehr „deutsch“ bzw. „europäisch“, ohne dass sie explizit so daher kommt.

Der 3. Platz geht an Christian Krüger und Manuel Scheidegger für

„TXL – Black Box Berlin“.

Der einzig wahre Berliner Flughafen, der wohl niemals schließen wird, gibt der hier konzipierten Serie ihren Namen. Ihre vier Hauptfiguren sind allesamt „Antihelden des Alltags“ – Menschen wie Du und ich, ganz normale kleine Leute, die gerne ein bisschen mehr vom Kuchen abbekommen wollen und dafür Grenzen überschreiten – moralische allemal, gesetzliche auch. Damit stellt TXL eine ethische Frage, nämlich die, wie weit man verführbar ist und sich verführen lässt, um das kleine (oder größere) Glück zu erlangen. Und die Hauptstadt spielt als fünfter Antiheld mit – auch, indem „im Tempo dieser Stadt“ erzählt werden soll.

Die Figuren sind anschaulich und vorstellbar geschrieben, rutschen nicht ins Klischee ab und versprechen, uns als Zuschauern nahe zu sein und nahe zu gehen.