Berlinale Talk - und Branchentreff 2025

Das Motto der Veranstaltung, “KI trifft Kreative” ließ sich doppelt verstehen: Als ein kreatives Meet-up, aber auch als das, was Kreative tief im Kern trifft: dass die KI nämlich einfallsreicher und schneller sein kann. Herz und Haltung statt Lähmung. Nachlese von Dr. Diana Mantel

 

 

 

 

Bild: Iris Fedrizzi

KI trifft Kreative  

“Wie können Kreative relevant bleiben, wenn die KI so viel kann?” Mit dieser Frage eröffnete Moderatorin und Geschäftsführerin Petra Kohnen von TOP:Talente e.V. den Talk. “Draußen gibt es gerade eine große Technologie-Revolution, die unsere Art zu leben und zu arbeiten völlig verändern wird”, so Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales. Für ihn ist klar: “Gerade die Kreativbranche muss selbstbewusster an das Thema herangehen - denn gerade aus diesen kreativen Köpfen entstehen neue Chancen!” 
Natürlich gibt es die großen Player auf dem Markt, während in Europa noch alle etwas gelähmt sind. Die großen Möglichkeiten, erklärte Mehring, liegen aber gar nicht in neuen KI-Modellen, sondern in Applikationen, die die europäischen Stärken aufgreifen und weiterführen. Und gerade in letzter Zeit wurde viel reguliert, was neue Chancen in Europa bietet, wie Mehring betonte: “Herz und Haltung - das kann der Mehrwert von Europa in Sachen KI sein.” Das, was momentan in Ländern wie den USA geschieht, darf nicht das New Normal werden - dem muss sich Europa vereint entgegenstellen.
KI im kreativen Werkzeugkasten
Auch Martin Hartung, FilmFernsehFonds Bayern und Justiziar, erklärte, dass es zwar an vielen Stellen noch einen (juristischen) Graubereich gibt, aber das gleichzeitig gerade viele Rechtsfragen wie zum Urheberrecht geklärt werden: “Transparenz ist das Wichtigste - und wir müssen den Prozess konstruktiv begleiten.” Beim Thema Filmförderung achtet man weiterhin genau darauf, was wirklich ein kreativ geschaffenes Werk ist und was reines Engineering - aber KI darf ein Werkzeug im kreativen Werkzeugkasten sein. 
Für Adrian Daniel Botnariu, Founder Beyondflix Productions, muss vor allem am neuen Urheberrecht noch viel mehr gearbeitet werden - und daran, wie man die Flut von Content, die gerade entsteht, besser verteilt und sortiert. Wichtig ist Botnariu, dass man sich nicht von den neuen Ideen isolieren darf, denn jetzt wird technische und kreative Souveränität in der Zusammenarbeit gebraucht, um die KI-Anwendungen sozial zu gestalten - und um so nicht nur den großen Playern hinterherzuhecheln. “Am Ende bleibt immer der Mensch in der Creation”, so Botnariu, “und er muss die Bedeutungsebene erschaffen." 
Spielpartner KI
Evi Goldbrunner, Autorin, Dramaturgin und Mitgründerin/Geschäftsführerin von DramaQueen, bietet KI in der DramaQueen als zusätzliches Feature an, das vor allem bei der Überarbeitung oder besonderen Ideen helfen kann. Die Daten sind bei DramaQueen sicher, verspricht sie, und als Autorin und Dramaturgin sieht sie auch den kreativen Prozess: “Wie entstehen eigentlich Geschichten? Auch früher konnten Leute einen Dramaturgen bezahlen, damit er mit ihnen an einer Geschichte arbeitet - die KI ist kostengünstig dagegen. Aber eben auch nur kleinteilig nutzbar und ein wenig inzestuös.”
Die Worthülsen der KI kennt auch Suzanne Pradel, Vorstandsmitglied Dramaturgieverband VeDRA und Gründerin von BuchScout. Trotzdem sieht sie auch die Stärken der KI: “KI kann ein wunderbarer Spielpartner sein. Mit ihr kann man viele Prozesse erleichtern - aber man muss die Arbeit damit dokumentieren.” Ihr ist wichtig, dass die Digitalisierung nicht weg vom Denken führt: “Wir dürfen unser Hirn nicht abschalten - das ist immer noch unser Value!” Das bedeutet auch, sich nicht als Opfer zu fühlen, sondern als Kreator, und die neuen Entwicklungen kritisch zu begleiten. Und man muss immer dran bleiben, wie Robert Schröder, CEO Creative Producing Lumalenscape, betonte: “Wir müssen immer weiter experimentieren - schon allein, weil sich die KI rasend schnell selbst überholt.” In der neuen Demokratisierung von KI kann jeder Kreative viel mehr Rollen alleine übernehmen.
Neue Beteiligung
Wolfgang Cimera, Geschäftsführer von Network Movie GmbH, will aber auch die Schattenseiten nicht übersehen. Die KI kann Menschen Jobs nehmen, und für diese Menschen muss gesorgt werden. Der Blick nach vorne ist entscheidend, aber man muss auch den Blick auf die Branche werfen. Vor allem aber müssen alle mitgenommen werden: “KI darf nicht größer sein als die Menschen, wir müssen die Grenzen setzen. Und dafür brauchen wir eine neue Form der Beteiligung.” 
Während des Panels wurden auch Ausschnitte aus der KI-Video-Creation von Schröder und Botnariu gezeigt, aber auch Beispiele aus einem Seminar für KI-Trailer, das von TOP:Talente angeboten wurde. Wie Kohnen betonte: “Wir wollen bei TOP:Talente immer das Menschliche und die Werte nicht auf dem Feld der Technik opfern - aber wir wollen auch Neues entdecken.” Nach dem Prinzip des “Rapid Prototyping” wurden so Trailer für Romane und andere kreative Werke entwickelt, beispielsweise für ein Kinderbuch, das dadurch an einen Verlag verkauft werden konnte. KI war hier also wirklich der Schlüssel zum Erfolg.
Zwischen Furcht und Euphorie 
Was bei dieser Diskussion besonders beeindruckend war: Nicht nur die Panelisten waren mit Herzblut dabei, auch das Publikum stellte viele Fragen und diskutierte mit dem Panel eigene Ideen. Mehring war begeistert von dem starken Engagement der Kreativen bei der Diskussion: “Ich bin ehrlich beeindruckt von dem hohen Niveau dieser Debatte. Das ist auch für mich als Politiker etwas Besonderes, weil ich so viel daraus mitnehmen darf.” Er hielt fest: “Man darf die Realität nicht ausblenden - aber man muss auch sie weder fürchten, noch nur positiv sehen. Entscheidend ist, dass wir die aktiven Mitgestalter bleiben!” 
Ein wichtiges Panel - und ein überfälliges, das allen viel Mehrwert geboten hat!   Nachlese von Dr. Diana Mantel


 

TOP: Talente  „Berlinale Talk und Branchentreff 2025“

 

Das bayerische Staatsministerium für Digitales trat dabei als mitausrichtender Partner der Veranstaltung
 „Berlinale Talk und Branchentreff 2025“ vom Montag, 17. 02. 2025 von 11:00 Uhr – 13:00 Uhr
in der Bayerische Vertretung in Berlin, Behrenstraße 21/22 auf.

Im  T:T-Talk wurde diskutiert über politische Herausforderungen und Branchenperspektiven.
Wie bleiben Kreative relevant, wenn KI ihre Fähigkeiten erweitert, ersetzt, übernimmt?

Das Know-how für die legale und gerechte Nutzung neuer KI-Instrumente bei der Gestaltung und Honorierung von Drehbüchern, Videos, Filmen und Serien ist entscheidend für die Zukunft der Kreativbranche. Ebenso wichtig sind die politischen Herausforderungen im Umgang mit Künstlicher Intelligenz, Datenökonomie und Cloud-Projekten. Diese Technologien formen nicht nur die Arbeitsweisen, sondern werfen auch Fragen nach Regulierung, Fairness und Verantwortung auf.

Wie können Fallstricke vermieden, die Vorteile der KI optimal genutzt und klare politische Rahmenbedingungen geschaffen werden? Darüber wurde informiert, Erfahrungen geteilt und mit unseren Podiumsexpert:innen diskutiert:

Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales 
Wolfgang Cimera, Geschäftsführer Network Movie gmbH 
Suzanne Pradel, Vorstandsmitglied Dramaturgieverband VeDRA 
Martin Hartung, FilmFernsehFonds Bayern, st. CEO, Co-Leitung Förderabteilung, Justiziar
Evi Goldbrunner, Autorin, Dramaturgin, Mitgründerin/Geschäftsführerin von DramaQueen
Stephan Mayer, trimedialer Chefreporter des Bayerischen Rundfunks, Leiter der Taskforce Europa 
Robert Schröder, CEO Creative Producing Lumalenscape
Adrian Daniel Botnariu, Founder Beyondflix Productions
Moderation: Petra Kohnen (TOP: Talente)

Digitalminister Dr. Fabian Mehring zum Abschluss des TOP:Talente Berlinale Talks 2025: “Danke für das hohe Niveau der Debatte - für mich als Politiker ist es selten, dass ich aus einer Veranstaltung so viel mitnehmen kann.”