Themenforum Christentum und Islam am 9.10.2018 in St. Georgen

Humor ist eine Möglichkeit, fiktional-filmisch Toleranz vorzuleben bei der Brückenbildung zwischen Christen und Moslems. Die Figuren müssen dabei „realen Typen“ entsprechen, die die Zuschauer emotional berühren und zum Lachen bringen. Soweit das kurz gefasste Fazit des Rundgesprächs der Praktiker und Produzenten beim hochkarätig besetzten Themenforum „Christentum und Islam“ in der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt.

Soweit so schwierig: Denn die fiktional arbeitenden Kreativen müssen dabei nicht nur die täglichen Missverständnisse und Schwierigkeiten im alltäglichen Miteinander filmisch umsetzen, sondern entscheidende Unterschiede zwischen den beiden monotheistischen Religionen mit heiterer Gelassenheit gegen falsche Toleranz auf der einen und Panikmache auf der anderen Seite herausarbeiten.

Das Themenforum, initiiert von Dr. Anton Magnus Dorn T:T, vorbereitet mit P. Dr. Eckhard BiegerSJ, hat dabei über die verschiedensten Facetten des Themas informiert. Klug gewählt und gleichzeitig überraschend hat P. Bieger zu den Grundpositionen von beiden Religionen drei Muslima zu Wort kommen lassen. Die Islamwissenschaftlerin Dr. Armina Omerika und die wissenschaflichen Mitarbeiterinnen Todie Kobra und Ditruba Kam setzen sich für einen „offenen, angstfreien“ Islam ein, in dem keiner fürchten muss, zu sagen, was er denkt. Sie bemühen sich mit modernen wissenschaftlichen Methoden Reformprozesse anzustoßen, die den Islam in die Moderne weiter entwickeln könnte. P. Dr. Christian W. Troll SJ, als Repräsentant der christlichen Seite in der Runde, ging vor allem auf den Unterschied zwischen der normativen Ebene und der empirischen Realität ein, die eine große Diskrepanz in unterschiedlichen islamisch geprägten Regionen der Welt aufzeigt.

In Deutschland ist ein Wandel der religiös-kirchlichen Landschaft nicht zu übersehen. Der gesellschaftliche Umgang von religiösen Mehrheiten, Minderheiten und Konfessionslosen braucht Regeln, rät Dr. Timo Güzelmansur von CEBEDO, der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der DBK: Was geschieht mit einem muslimischen Pfleger, der sich im Ramadan weigert, Vollzeit im Krankenhaus zu arbeiten, da er nicht bei Kräften ist; wie geht man mit ihm um, wenn er sich weigert Frauen zu waschen. Wird das allein von den Arbeitsgerichten geregelt?

Ja, egal ob es um „Kopftuch oder Kruzifix, Moscheebau, Kirchensteuer oder Religionsunterricht“ geht. Die Schwierigkeiten hier werden vor Gericht ausgetragen, beklagt Viola von Melis vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“. Die Politik habe das Feld der Religionspolitik jahrelang verschlafen.

Der Satz „Christen und Muslime machen gemeinsam mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung aus. An ihrem Verhältnis entscheidet sich die Zukunft der Welt mit.“ stammt von dem Jesuiten Tobias Specker. Umso wichtiger ist der kooperativ-kritische christlich-islamische Dialog, mit dem sich der Juniorprofessor der Stiftungsprofessur „Katholische Theologie im Ansatz des Islam“ in Sankt Georgen täglich auseinandersetzt. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem auch die Begegnung mit muslimischen Theologen und Theologinnen gemäß der Erklärung des Vatikans „Nostra Aetate“: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche die Muslime“.

Bibel und Koran sind die Quellen für die Auseinandersetzung mit beiden Religionen. Bibelkritik habe eine lange Tradition sagte Barbara Klimmeck T:T bei der Einführung von Hamideh Mohagheghi. Die Wiss. Mitarbeiterin für Koranwissenschaften am Zentrum für Komparative Theologie in Paderborn verwies darauf, dass es auch beim Koran eine lange Tradition der Auslegung und des hermeneutischen Zugangs gebe. Die Mehrheit habe allerdings eine sehr selektive Vorstellung vom Koran. Das bedeute, dass einige einzelne Aussagen des Korans herausnähmen, ohne sie im Gesamtkontext zu verstehen.

Wissen um die gemeinsamen Wurzeln der Religionen und ihre Entwicklungen sind für Christen wie Muslime gleichermaßen wichtig, unterstreicht Kamran Safiarian ZDF – auch Redaktionen sollten sich damit mehr auseinandersetzen. Allein schon unbedachtes „Wording“ könne zu ungewollten Konflikten führen und sei leicht vermeidbar.

Jetzt sind Medienschaffende gefragt, die Zugehörigkeit und Fremdsein, die Toleranz gegenüber den Unterschieden filmisch-fiktiv anpacken. Für die Produzenten Martin Choroba Tellux Film GmbH, Dr. Ernst-Ludwig Ganzert EikonMedia und Sebastian Büttner WhatsNäxt können aus diesem Themenfeld packende Geschichten mit faszinierenden Figuren entwickelt werden, die Verständnis fördern und die notwendigen Brücken bauen.

 

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Den Teilnehmer*innen des Forums sowie allen interessierten Drehbuchautoren*Innen und Medienmacher*innen, die sich mit dem aktuell zeitkritischen Thema „Christentum und Islam“ in fiktionalen Stoffen auseinandersetzen wollen, bieten wir zwei Möglichkeiten, 

- sich mit ihrem Stoff für einen Spielfilm bzw. eine Serie zum Thema „Christentum und Islam“ für die   Werkstatt „Pitching und Drehbuchaufstellung“ in Baden-Baden zu bewerben

Und / oder

- ihren Stoff für eine Webserie in einem einwöchigen Workshop mit erfahrenen Dozenten*innen aus dem TV- und NewMedia-Segment im Writers’ Room in Siegburg zu bearbeiten und zu produzieren.

 

Ausführliche Bewerbungsunterlagen für beide Ausschreibungen erhalten Sie bei: mail(at)toptalente(dot)org

 

Bilder: Manfred Olbrisch