Warum Hemingway kein gutes Vorbild ist

„‚Ein Journalist ist der Wahrheit verpflichtet, ein Drehbuchautor der Wahrhaftigkeit’. Der Drehbuchautor Benedikt Röskau weiß, wovon er spricht. Er hat soeben sein neuestes Projekt abgeschlossen, bei dem es um den Missbrauchskandal an der Odenwaldschule ging. Darin wurde eine Lehrerin gezeigt, die neu an die Schule kommt und die es in Wirklichkeit nicht gab. Außerdem wurden Hintergrundinformationen und reale Erlebnisse von betroffenen Schülern in einer einzigen Person verdichtet. ‚Das ist nicht nur legitim, sondern manchmal nötig, um eine Geschichte zu erzählen’, erklärte Röskau.

Anton Magnus Dorn von TOP: Talente moderierte die Nachmittagsrunde im Mediencampusareal, an der auch die Autorin und Journalistin Lieselotte Kinskofer und der Journalistenausbilder Bernhard Remmers teilnahmen. Remmers betonte, dass auch Journalisten eine Dramaturgie im Kopf haben sollten, wenn sie eine Geschichte erzählen. ‚Aus dem fiktiven Bereich sollte man sich allerdings raushalten.’ Hemingway sei kein gutes Vorbild: ‚Er hat in seine Reisereportage Seeleute eingebaut, die es niemals gegeben hat.’

Lieselotte Kinskofer betonte, dass selbst romantische Stoffe – sie schreibt Drehbücher für Telenovelas – der Wahrhaftigkeit verpflichtet seien. ‚Alles, was mir im echten Leben nicht zu sagen gelingt, kann ich in meiner Figur ausdrücken.’“