Dorns Kolumne - September 2019

Perspektiven - Dorns Kolumne

Keine Zeit, dich weiterzubilden?

Der Motivationstrainer Franz X. Bühler erzählt gerne folgende Geschichte: „Ein Wanderer trifft auf einen Holzfäller, der gerade versucht, einen Baum zu fällen. Seine Säge ist total stumpf und er kommt kaum voran. ‚Schärfe doch dein Sägeblatt, dann kannst du besser sägen und kommst viel schneller voran’, meint der Wanderer. Darauf erwidert der Holzfäller: ‚Dazu hab’ ich keine Zeit – ich muss sägen…’“

Wann, wie und womit schärfst du dein „Sägeblatt“?

Es ging um die Ausbildung bzw. Weiterbildung von Drehbuchautoren. Nachdem ich meiner Gesprächspartnerin verschiedene Lehrbücher genannt hatte, meinte sie, sie wolle eigentlich nur eines kaufen. Ich soll ihr doch einfach einen Titel nennen, den ich für den Besten halte. Das sei schwierig, meinte ich, denn ich wisse ja nicht, welches Buch für sie das richtige sei. „Am besten Sie nehmen an einem Seminar teil“, riet ich ihr. „Dafür habe ich keine Zeit“, war die Antwort, „was kann man in einem Seminar lernen, was nicht schon in Büchern steht?“

Leicht genervt, antwortete ich in Abwandlung eines Slogans, den ich erstmals bei einem Friseur gelesen hatte und den ich mittlerweile auf verschiedene Zwecke angewandt fand:
„In einem Seminar kann man lernen, was man nur in einem Seminar lernen kann.“ Auf die Nachfrage: „Und was kann man dort lernen?“, war ich leicht in Verlegenheit. War meine Aussage pleonatisch?

Ich habe dann eine oberflächliche Antwort gegeben. Sie profitiere dort von den Kenntnissen der Fachleute, lerne Kolleginnen und Kollegen kennen, die sich mit gleichen oder ähnlichen Problemen wie sie herumschlagen, bekomme Tipps wie sie sich auf dem Medienmarkt einbringen und behaupten könne. … Damit war das Gespräch beendet. Aber mich hat die Frage weiter beschäftigt.

Ehrlich gesagt kann ich sie immer noch nicht abschließend beantworten. Es gibt viele und gute Lehrbücher, heute noch mehr als damals, und zahlreiche Ratgeber für alle beruflichen und menschlichen Angelegenheiten.

In einem Seminar jedoch kann ich die Probleme und ganz persönlichen Fragen im Gespräch erörtern. Möglicherweise ergeben sich im Austausch mit den anderen Teilnehmern und ihrer je eigenen Sichtweise bereits Erkenntnisgewinne. Vor allem aber haben die Referentinnen und Referenten sich ja schon länger mit dem speziellen Fragekomplex und den Sachfragen eingehend und umfassend auseinandergesetzt. Sie können einschätzen, was gerade mir bei meinem Problem weiterhelfen kann, und mich so individuell beraten. Sie können mir auch das Gefühl vermitteln, bildlich gesprochen, mein „Sägeblatt“ geschärft zu haben.

Was ich selbst in diesem Zusammenhang erfahren habe, wird mir immer wieder auch von anderen bestätigt: Die Zeit für ein Seminar ist keineswegs vergeudet, im Gegenteil. Man kann sein Vorhaben später umso zügiger verwirklichen und ist für weitere Aufgaben gut gerüstet.

Und die Frage nach dem besten Buch – auch da können die Dozentinnen und Dozenten sicher weiterhelfen, denn sie kennen die relevanten Werke und können aufgrund der Zusammenarbeit eine persönliche Empfehlung abgeben, welches sie im konkreten Fall für das richtige halten. 

Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-Mail Dr. Anton Magnus Dorn

Rubriken